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Klaus Dede - Oldenburger Autorer, Wissen-schaftler und Mensch ist ein Unbequemer, Ihn vorzustellen ist ein nicht gerade einfaches Unter-fangen. Er gehört zu den sicherlich populärsten Autoren der Region, ist zugleich aber einer der wenigen, der sich nicht einordnen läßt, der seine Eigenständigkeit - allen Erfolgen und noch viel mehr Anfeindungen zum Trotz - niemals aufgegeben hat... Die Freiheit des Schriftstellers, des Wissenschaft-lers, des Menschen, wohl niemand kämpft um deren auch individuelle Aufrechterhaltung mehr als Klaus Dede. Das macht ihn zu einem unverzichtbaren, ja sogar dringend notwendigen Teil unserer literarischen Landschaft.

Klaus Dede selbst ordnet sein Geschriebenes in drei Kategorien. Zum einen sind es die biografischen Arbeiten, die Schilderungen des Beziehungsge-flechtes seiner Familie. Diese Arbeiten sind nach seinen eigenen Aussagen noch nicht abgeschlossen, weil sie sich erst im Laufe der Jahrzehnte entwickelt haben: Die noch unveröffentlichten Memoiren-Bände seiner Mutter, seine Kindheitserinnerungen, seine Erkundigungen nach meinem Vater. Ein besonderes Projekt, das Klaus Dede hier verfolgt. Die Zeit-spanne seiner Kindheit aus der Sicht von Vater und Mutter und ihm selbst.


 

"blende nordwest" - Literaturzeitung für den Bereich Oldenburger Münster-land, Oldenburg, Cloppenburg, Diepholz



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Die zweite Gruppe seiner Arbeiten umfaßt regionalgeschichtliche Veröffentlichungen. Mit ihnen erzielte er seine größte Popularität, aber auch seine größte Ablehnung. Schonungslos deckte er etwa die zwielichtige Rolle von August Hinrichs im Nationalsozialismus auf, gegen dessen vorbehaltlose Verehrung durch die Stadt und weite Teile der literarischen Öffentlichkeit kämpft er bis heute auf fast verlorenem Posten an. Doch auch andere Veröffentlichungen stießen wegen ihres radikalen demokratischen Charakters auf Widerspruch einer Öffentlichkeit, die nicht immer an der historischen Wahrheit interessiert war.

Eine dritte Kategorie seines literarischen Schaffens umfaßt die Arbeiten zum deutschen Nationalismus. "Ich hatte ursprünglich geplant, eine Dogmatik dieser Religion, von der man nach Auschwitz sagen muß, daß sie die übelste ist, die der menschliche Geist hervorgebracht hat, zu schreiben, bin aber in der Fülle des Materials abgesoffen. Nun beschäftige ich mich damit, Monographien zu dem Thema zu verfassen, die allesamt bislang nicht veröffentlicht wurden, weil sich bislang kein Verleger fand, der sich zutraute, den Boykott der moralischen Instanzen dieser Republik - Parteien, Kirchen und Juden - zu durchbrechen." (Klaus Dede, Einladung zum Woldsee, S. 12)

Eine Ordnung, die wir beibehalten wollen, um sein literarisches und wissenschaftliches Schaffen, zwischen dem kein Widerspruch herrscht, darzustellen. Eigentlich ist diese Gesamtdarstellung nicht zu leisten, denn vieles von Klaus Dede ist bis heute unveröffentlicht geblieben. Es bleibt zu hoffen und zu kämpfen, daß viele seiner Schriften den Leser noch in veröffentlichter Form erreichen werden, denn vieles ist wichtig und wesentlich.

Das Denken Klaus Dedes zusammenfaßt, ein fürwahr schwieriges Unterfangen. Große Hilfe leistet dabei seine Schrift "Einladung zum Woldsee", die er am 1. Juni 2003 anläßlich seines Geburtstagsfrühstücks verfaßte. In den dort vorgetragenen Gedankensplittern finden wir wesentliche seiner grundlegenden Positionen aufgezeigt: "Jeder hat seine, aber niemand die Religion." Diese zentrale These seines Denkens demonstriert die radikale Ablehnung von jeglichem Dogmatismus, nicht nur in religiösen Fragen. Eine Position, die ihn stets in Widerspruch zu allen vorherrschenden religiösen, aber auch politischen Richtungen bringt.

Religion versteht Klaus Dede als "die Auseinandersetzung des Menschen mit dem Tod". Der Mensch vollbringt dabei die ihn kennzeichnende und wesentliche Abstraktionsleistung, den Tod nicht als ein "individuelles Unglück", vielmehr als ein "allgemeines Schicksal" zu begreifen. Dem realen Leben stellt der Mensch dabei für Dede die "mythische Existenz" entgegen, das bedeutet, daß er sein "derzeitiges Leben nur" als "die Vorform seiner eigentlichen Existenz" begreift. Die Gewißheit darüber, daß es eine solche eigentliche Existenz gibt, entwickelt der Mensch dabei nicht rational, "sondern durch den Glauben an die Gültigkeit des Mythos". Und hier setzt sein Widerspruch zum Dogmatismus an. Während Glauben also jeweilig individuelle Überzeugung von der Gültigkeit der mythischen Existenz ist, macht der religiöse Dogmatismus den Versuch, "den im Gemüt begründeten Glauben rational verständlich und damit allgemein gültig zu machen. Jeder dogmatisierte Glaube wird zur Ideologie, der die jeweilige Herrschaft legitimiert und damit die Gewalt der einen und die Unterwerfung der anderen begründet."

Einen zweiten wesentlichen Ansatz sieht Klaus Dede in der "Liebe". Sie ist für ihn in ihrer ganzen, auch sexuellen Grundlagenhaftigkeit die wesentliche Triebfeder menschlichen Handelns und Hoffens, denn sie bedeutet positiven Spaß, "begründet und festigt soziale Beziehungen, bewirkt die Reproduktion." Und weiter heißt es bei ihm: "Die Liebe hebt jedes Dogma auf, kümmert sich um kein Gesetz, bricht jede Vorschrift - und hat immer Recht. Der Gehorsam tötet jede Liebe. Da aber jede Organisation, also auch jede Kirche, auf Gehorsam gründet, kennt sie keine Liebe. Die Liebe macht lebendig - das Dogma tötet; auch das christliche." Die für das menschliche Leben entscheidende Selbstbestimmung findet in der selbstbestimmten Liebe ihre Basis. Die Unterdrückung gefühlter Liebe durch Vorschriften, Moral und Regeln ist daher das grundlegende Mittel dogmatisierender Einrichtungen, die Selbstbestimmung des Menschen zu verhindern. Eine lange Auseinandersetzung führte Klaus Dede mit Christentum und Judentum. Letztlich muß er beide Dogmen ablehnen, da sie eine Unterwerfung unter religiöse Vorstellungen fordern, die eine Unfreiheit des Menschen bewirken.

In unserem Zusammenhang soll es natürlich in besonderer Weise interessieren, wie er Kunst, im speziellen Literatur, definiert. Musik, Tanz, bildende Kunst und Literatur zeigen sich für ihn als "Derivate des menschlichen Mythos" und bilden die "Sprache des Gemüts". Hier sieht er den Widerspruch der Kunst zum rein begrifflichen Denken, das der Verstand hervor bringt. Kunst hingegen "affiziert das Gemüt unter Ausschaltung des Verstandes", "etabliert das kollektive Gemüt einer Gruppe. Das Gemüt ist der Ort der Kunst, der Mythos bildet den Inhalt".

Besondere Bedeutung nimmt für Klaus Dede auch die Auseinandersetzung mit dem deutschen Nationalismus ein. "Der deutsche Nationalismus ist die übelste Religion, die der menschliche Geist hervorgebracht hat. Oder gibt es Schlimmeres als Auschwitz... Auschwitz ist erst dann überwunden, wenn der deutsche Nationalismus aus den Köpfen verschwunden ist". Der deutsche Nationalismus führte für Dede konsequent zum deutschen Faschismus, den er in seinen wissenschaftlichen Arbeiten auch regionalgeschichtlich in seiner Entstehungsgeschichte untersucht.
"Das Verbrechen der Nazis und damit des deutschen Volkes ist kein statistisches Problem, sondern ein moralisches: Auschwitz war nämlich ein Attentat an der Humanität selbst. Wenn das Projekt, das wir mit diesem Namen belegen, gelungen wäre, wäre das in der Tat das Ende des Menschen als Menschen gewesen, selbst wenn ein Tier mit diesem Gattungsnamen weiter existiert hätte, aber vermutlich wäre selbst das nicht mehr möglich gewesen."

Auch wenn Dede wegen seiner Dogmen-Kritik am jüdischen Glauben in heftiger Auseinandersetzung mit der jüdischen Kirche steht, so ist für ihn dennoch die besondere Opferrolle der Juden im Faschismus deutlich. "Die Juden waren in Auschwitz Opfer und nichts als die Opfer. Von diesem Satz lasse ich mir nichts abmarkten. Das schließt natürlich die Möglichkeit nicht aus, daß sie unter bestimmten historischen Umständen vorher, aber auch hinterher, zu Tätern wurden, aber das ändert nichts an ihrer einzigartigen Mission - nämlich die Träger der Idee der Menschenwürde zu sein."
Mit gleicher Schärfe wendet sich Dede gegen das Verhalten Israels, Palästinenser aus ihrem Gebiet zu vertreiben und zu töten. "Ein deutscher, der einen Juden tötet, weil es ihm befohlen wurde, ist ein Verbrecher und die Regierung, die dies angeordnet hat, handelte verbrecherisch. Und ein Jude, der einen Araber tötet, weil es ihm befohlen wurde...".

Seine Positionen müßten im einzelnen noch weiter ausgeführt werden. Ihre Vielseitigkeit, argumentative Differenziertheit und dennoch Geschlossenheit besticht. An dieser Stelle sei nur auf einen besonderen Schwerpunkt seiner Arbeit noch hingewiesen - die Auseinandersetzung mit August Hinrichs. Nach intensiven, auch biografischen Untersuchungen, wirft er ihm vor, sich niemals von der Ideologie der Nationalsozialisten, die er als Mitglied der NSDAP und als Landesleiter der Reichsschrifttumskammer aktiv vertreten hat, öffentlich distanziert zu haben. Er macht zudem darauf aufmerksam, daß Hinrichs sein gesamtes literarisches Schaffen seit 1930 bis 1945 in den Dienst der Nazipropaganda gestellt hat. Mit Nachdruck forderte er bis jetzt vergeblich, daß August Hinrichs aus der Liste der Ehrenbürger der Stadt Oldenburg zu streichen sei.

Wie gesagt, Klaus Dede in seiner ganzen geistigen und literarischen Vielfalt zu zeigen, es überfordert diesen Artikel. Am Ende seiner Geburtstagsschrift "Einladung zum Woldsee" können wir die Gedanken lesen, die den Menschen Klaus Dede treiben: "Ich sehe immer noch die alte Frau vor mir, die am Ende ihres Lebens in alten Briefschaften herum kramte - und sie hatte alles aufbewahrt! - und darüber nachdachte, was sie alles versäumt hatte. Nein, so will ich nicht enden - ich möchte, daß das, was vergangen ist, auch vergangen bleibt und will deshalb nicht mehr daran rühren, es sei denn, daß ich das, was gewesen ist, konstruktiv einsetzen kann, um die Gegenwart zu verstehen, vielleicht auch, um einen Beitrag dazu zu leisten, daß andere die Zukunft meistern können. Darum bemühe ich mich also. Und so werde ich weiter arbeiten und meinen Ideen nachhängen."

Klaus Dede gebührt Dank für sein literarisches, politisches und auch menschliches Auftreten. Sein radikaler Antidogmatismus legitimiert für uns alle einen gelebten Individualismus.

Quelle: Literaturzeitschrift "blende nordwest"



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